Predigt 06.04.2025
- P.Karagiouvanis
- 6. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Mit der heutigen Lesung aus dem Markusevangelium führt uns unsere heilige Kirche in den Geist des Leidens unseres Herrn ein. Als sie nach Jerusalem hinaufgingen, bereitete Christus seine Jünger auf das vor, was geschehen würde: auf seine Verhaftung durch die Hohenpriester und Schriftgelehrten, auf seine Verurteilung und seinen Kreuzestod, auf seine Auferstehung am dritten Tag. Und er sagt ihnen all dies, damit sie angesichts der bevorstehenden Ereignisse nicht verzagen, sondern Glauben haben und den Zweck verstehen, für den der Sohn Gottes sich selbst als Opfer für das Heil der Welt darbringt. Doch die Jünger scheinen das geistliche Ausmaß der Dinge nicht erfassen zu können und bleiben an der jüdischen Überzeugung der damaligen Zeit hängen, dass der Messias das Volk Israel von der römischen Herrschaft befreien würde. Deshalb eilen Jakobus und Johannes herbei und bitten den Herrn, wenn er in seiner ganzen Herrlichkeit kommt, einer zu seiner Rechten und einer zu seiner Linken sitzen zu dürfen. "Ihr wisst nicht, was ihr bittet", antwortet er ihnen und stellt die Frage: "Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, und mit der Taufe getauft werden, mit der ich getauft werde?", womit er das Opfer und den Tod andeutet, die er erleiden sollte. Auf ihre bejahende Antwort sagt er ihnen, dass auch sie für das Evangelium Zeugnis ablegen werden, garantiert ihnen aber nicht, dass sie zu seiner Rechten und zu seiner Linken sitzen werden.
Vielleicht erscheint das Wort Christi hart, einerseits das Opfer seiner Jünger zu fordern und andererseits ihnen nicht zu versprechen, dass er sie für das belohnen wird, was sie erbitten. Er will uns allen aber zeigen, dass das Motiv für jedes Opfer in unserem Leben, besonders für unser geistliches Leben und unseren Fortschritt, keine Tauschbeziehung zwischen uns und Gott sein darf, sondern aus unserer Liebe zu ihm kommen muss. Er will uns zeigen, dass, wenn der Mensch von der Liebe Gottes erfüllt ist, er gibt und sich selbst hingibt, ohne irgendeine Gegenleistung zu suchen, sondern weil es ihm sein Herz gebietet, nach dem Vorbild unseres Herrn selbst. Aus diesem Grund fährt Christus fort und betont den Unterschied zwischen weltlicher Macht und göttlicher Überlegenheit: "Ihr wisst genau", sagt er ihnen, "dass diejenigen, die meinen, über die Völker zu herrschen, sie unterwerfen, und ihre Machthaber sie unterdrücken. So soll es aber bei euch nicht sein, sondern wer unter euch groß werden will, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll euer Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für 1 viele."
Diese letzten Worte unseres Herrn haben große und zeitlose Bedeutung. In der Weltgeschichte sind die Begriffe des Ersten und der allgemeinen Überlegenheit mit Macht, mit Durchsetzung, mit der Unterdrückung von Menschen zweiter Klasse gleichgesetzt worden. Menschliche Überlegenheit ist mit Egoismus verbunden, mit der Befriedigung, die die Möglichkeit einiger bietet, das Leben anderer Menschen zu bestimmen und sie als Schachfiguren zu behandeln, indem sie sogar unvernünftige Dinge durchsetzen und fordern. Die Beispiele von Königen, Herrschern, Menschen, die im Namen ihrer Überlegenheit oder ihrer Macht ihre Mitmenschen unterdrücken, sind zahlreich. Ebenso zahlreich sind die Beispiele von Menschen, die, weil sie eine gewisse Macht haben, sich herrschsüchtig und unterdrückend gegenüber ihren Mitmenschen verhalten: vom Reichen, der seine Interessen in der Gesellschaft durchsetzen will, bis zum einfachen Angestellten einer Behörde, der den einfachen Bürger schikaniert, wird derselbe Drang zur Unterdrückung des Mitmenschen ausgedrückt und ausgeübt. Egoismus, Verachtung und Geringschätzung anderer Menschen sind es, die solche Verhaltensweisen diktieren und anstatt die Wunden der Gesellschaft zu heilen, sie im Grunde verschlimmern und weitere hinzufügen.
Das Beispiel Christi und sein Gebot gehen jedoch in die entgegengesetzte Richtung. Größe für Gott ist Liebe und Hingabe, denn nur durch das Opfer und das Kreuz kann es Auferstehung geben. Es ist leicht, seine Macht zu demonstrieren und sie auf Kosten anderer Menschen auszuüben. Seine Kräfte aber in den Dienst des Nächsten zu stellen, seine Überlegenheit zu verleugnen und sogar sein Leben für das Wohl anderer zu opfern, erfordert großen Kampf und enorme Reserven an Liebe und Demut. Diese Liebe, diese Bereitschaft zur Selbstaufopferung und Hingabe ist es, die Christus uns zu lehren kam, indem er sich selbst zum Vorbild nahm. Dieser Geist ist es, den unsere Zeit und unser Leben im Alltag brauchen, wenn wir die Botschaft des Evangeliums und die tiefere Bedeutung des Leidens und der Auferstehung unseres Herrn, die wir in wenigen Tagen feiern werden, wirklich wesentlich leben wollen.
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